Als die freie Theatergruppe „Kettenkarussell“ 1976 Mitspieler für ihr selbst geschriebenes Stück „Kettenkarussell“ suchte, war es für mich keine Frage: da will ich mitspielen!
Unter der Leitung von Bernd Kolarik hatte die Gruppe, die im Freiburger Knast seit 1972 arbeitete, ein eigenes Stück geschrieben. Die Mitglieder waren Einsitzende der JVA Freiburg, Studentinnen und Studenten und Theaterbegeisterte. Diese Authentizität, so würde das heute genannt werden, faszinierte mich. Hier stellte sich für mich der Zusammenhang zwischen Kunst und Politik her. Zwei Jahre tourten wir mit diesem Stück und produzierten auch „Gerettet“ von Edward Bond.
Danach verschiedene Ausflüge in die Agit-Prop Kultur, Kulturarbeit in Freiburg, beim AAK e. V. (Arbeitskreis Alternative Kultur), 16 Jahre im Vorstand, bis 1989 das Theaterkollektiv „Canallie & Co.“ mit Walter Mossmann und Moc Thyssen das Stück „Hyänen Voilà“ präsentierte. Das bedeutete meinen Einstieg in die professionelle Theaterszene; auch nachdem ich von 1990 bis 2018 als festes Ensemblemitglied im Freiburger Theater im Marienbad gearbeitet hatte, ist ein Ausstieg nicht in Sicht.
Eine permanente Herausforderung bedeutet für mich das Zusammenspiel von Text und Musik. Seit 1996, der Gründung von „Spagl`s RrrumpfOrchester“ jeweils neu erprobt, ob in großer Besetzung oder im Duo, immer eine neue Erfahrung, ungewiss und aufregend.
1996 mit dem Geiger und Komponisten Harald Kimmig zur Aufführung von Schwitters Ur-Sonate gegründet bestand ursprünglich aus sieben Musikerinnen und Musikern:
Harald Kimmig – Komposition/Violine
Christine Engel – Vibraphon
Florian Galow – Kontrabass
Schroeder – Schlagzeug
Gabi Toussaint – Baritonsaxophon
Roland Borgards – Tenorsaxophon
Norbert Kuhner – Trompete
Gotthart Kuppel – Regie
Assistenz – Gen Kameda
Coco -Sound – Ton
Später wechselnde Besetzungen, z. B. Lou Hübsch – Tuba.
Zur Aufführung von „Lenz“ nach Georg Büchner ergänzt durch:
Marco Hefele – Geige
Max Zentawer – Gitarre
Jan Fitschen – Bass
Marc Stutz-Bokuya – Posaune
Stephanie Zink/ Geraldine Keller – Sopran
„die rache der sprache ist das gedicht“ – Texte von Ernst Jandl, Musik Harald Kimmig
Weitere Projekte mit anderen Musikerinnen:
Cities for Life – Texte und Lieder gegen die Todesstrafe
Renate Obermaier – Sprache
Sylvia Oelkrug – Violine
Cordula Sauter – Akkordeon
Angeregt durch Raul Haussmanns „fmsböwö“ von 1919, entwickelte Kurt Schwitters von 1920 bis 1932 seine Sonate in Urlauten, wobei er sich streng an die Form einer klassischen Sonate gehalten hat.1923 führte Kurt Schwitters seine „Sonate in Urlauten“ zum ersten Mal öffentlich im Hause der Verlegerin Kiepenheuer in Berlin auf.
Die Ur-Sonate, ein sprachliches Ungetüm von 29 Seiten, das mit dem schon zitierten „fmsböwö“ beginnt und nach und nach weitere neun sprachliche Motive einführt, durcharbeitet und variiert, kommt nach 13 Seiten zu einem fulminanten Schluß des ersten Teils.
Als zweiter Teil beginnt ein Largo, auf das ein dritter Teil folgt, das Scherzo, dem sich ein Trio anschließt, daraufhin wird das Scherzo wiederholt, bevor es in den vierten Teil, das Presto, geht. Nach der Hälfte des vierten Teils wird eine Kadenz eingebaut, in welcher wieder neue sprachliche Themen benutzt werden. Zum Schluß landen wir beim deutschen Alphabet, das hier rückwärts, es steht ja auch am Schluß, 4-fach und ohne den Buchstaben „J“ in ein dramatisches Ende führt.
In unserer Fassung der Ur-Sonate, Regie führte Gotthart Kuppel, wurde von dem Geiger und Komponisten Harald Kimmig jedem sprachlichen Thema ein musikalisches zugeordnet, welches von den interpretierenden Musikerinnen und Musikern variiert und durchgearbeitet wird, wobei das ursprüngliche Thema die Improvisationsgrundlage darstellt.
Seit unserer Uraufführung 1996 wurde die Ur-Sonate über dreißigmal in großer Besetzung, mit sieben Musikerinnen und Musikern aufgeführt, unter anderem bei den Kasseler Musiktagen 2002.
Seit 2018 treten der Schlagzeuger Schroeder und Heinzl Spagl als Duo auf, es gab auch Solodarbietungen, die letzte im Freiburger Literaturhaus im Januar 2021 (live, online).
Aus der Kritik von Bettina Schulte am 29.1.2021 in der Badischen Zeitung:
Foto: Maximilian Busch
Foto: Maximilian Busch
2013 Gründung des HörFlüge Audioverlags zusammen mit Renate Obermaier, bisher erschienen: „Rebellen“ von Wolfgang Schorlau, „Fabels Veränderung“ von Roswitha Quadflieg, „Der Rabe Alfons“ von Erwin Moser, „Bleiben ist keines – nirgendwo" von Mohammed Jabur.
2020/21 „Unter Freiburgs Dächern ohne Dach“ – Projekt im Rahmen der 900-Jahr-Feier der Stadt Freiburg. „Sichtbar machen, was man sonst nicht sieht“, war Idee und tiefes Anliegen, mit Focus auf Wohnungslose und prekär Lebende der Stadt.
2020/21 Verleihung des Reinhold Schneider Ehrenpreis 2020 in der Sparte Darstellende Kunst.